Leo Ortmanns verwendet 1958 Ausschnitte aus dem Bebauungsplan 1902. Damit zeigt er, wie wenig Kohlscheid damals bebaut war. Er schreibt:
Unser Heimatort Kohlscheid war zur Zeit der Umbenennung keineswegs ein einheitliches und geschlossenes Siedlungsgebiet, vielmehr handelte es sich hier um eine mehr als lose Häufung von Siedlungskernen an der Peripherie des Höhenrückens zwischen Wurm- und Amstelbach und damit an der Grenze unseres Siedlungsgebietes. Diese Siedlungskerne in ihrer Randlage waren gegeneinander in starker Weise abgeschnürt. Sie hatten nicht nur baulich keine oder doch nur sehr wenig Beziehungen zueinander, auch die Bewohner lebten in einer mehr oder weniger starken Abschnürung innerhalb der Siedlungskerne und hatten kaum Beziehungen zu den übrigen Ortschaften.
Die Abschnürung war stellenweise so stark, daß zum Beispiel die Bewohner Rumpens höchstens am Samstag "no der Scheed op jenge", um dort den Sonntagsbraten zu erstehen. Noch stärker war die Abschnürung der Ortschaft Klinkheide von der Ortsmitte betont, beim jungen Volke könnte man schon fast von einer regelrechten Feindschaft reden, die in abgemilderter Form auch heute noch anzutreffen ist. Wehe dem jungen Mann, der vor 50 oder mehr Jahren in Klinkheide auf die Freite gehen wollte, ohne selbst in Klinkheide zu wohnen! Entweder kaufte er sich und seine Freite für ein oder mehrere Fäßchen Bier frei, oder er nahm unweigerlich ein kühles und mehr ernüchterndes Bad "en der Poul", um dann auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden, oder gar noch als Zugäbe windelweich verprügelt zu werden.
Aus dieser bis in die jüngste Vergangenheit und teilweise auch in die Gegenwart hineinreichenden Abschnürung der einzelnen Ortsteile ist es einzig und allein zu erklären, daß sich in Kohlscheid niemals ein "Lokalpatriotismus" auf den ganzen Ort gesehen entwickelte, dafür jedoch der Lokalpatriotismus der einzelnen alten Ortsteile sich um so mehr herausgebildet hat und auch heute noch besteht - um nicht zu sagen reichlich übertrieben wird.
Wenn man die obigen Kartenausschnitte mit der heutigen Bebauung vergleicht, zeigt sich ein deutlich verdichtetes Bebauungsbild.
1927 wird im Kohlscheider Lokalanzeiger die Geschichte Kohlscheids beschrieben. Interessant ist dieser Hinweis:
Hier wurden die üblichen kleinen Häuser mit Fachwerkwänden und Strohdächern erbaut. Selbst die Häuser der Bergwerksbesitzer wahrten diesen Stil, wie uns das am Volksgarten noch vorhandene Häerehus („Kevesch Hüßge") lehrt, das bis in die 50er Jahre des 19. Jahrhunderts Wohnung der Familie Breuer war. Meist baute man die Wohnungen in einem größeren Komplex zusammen mit Vorderhaus und mehreren Hinterhäusern. Wahrscheinlich blieben die Familien zusammen, das älteste Kind erhielt das Hauptgebäude und für die anderen Kinder baute man an, wenn diese nicht in andere Häuser einheirateten.