Das Foto von 1930 zeigt mit Blick von der Roermonderstraße aus
die imposante Toransicht des Gebäudes mit den davorstehenden Straßenbahnen.
Im Hintergrund zeigen sich die Schornsteine der zu dieser Zeit noch aktiven Grube Laurweg.
Zur Geschichte des ehemaligen Betriebshofes und Straßenbahn- und Busdepots von 1900 bis heute.
2022 beginnt die EDEKA mit der Umgestaltung ihres Kohlscheider Geschäfts, Anlass für eine Beschäftigung mit dem architektonisch interessanten Gebäudes.
Ziemlich versteckt neben dem Eingang durfte der Heimatverein eine kleine Hinweistafel anbringen. Sie informierte über die Geschichte dieses Gebäudes und die Straßenbahn in Kohlscheid:
Im Jahre 1902 begann in Kohlscheid der ,,Kleinbahn-Betrieb". Nach der Strecke Aachen-Laurensberg-Richterich-Kohlscheid wurde anschließend die Strecke Kohlscheid-Kirchrath-Herzogenrath
eröffnet. Dazu errichtete man in Kohlscheid, dem Betriebsmittelpunkt, ein Elektrizitätswerk. hier an dieser Stelle ein Depot für die Fahrzeuge. Der Transport der Steinkohlen zwischen den Gruben
Prick und Voccart nach Laurweg wurde ab 1902 ebenfalls mit der Kleinbahn durchgeführt. Drei Güterzüge verkehren auf der Strecke Kohlscheid-Pannesheide-Kirchrath, sowie auch von Laurweg nach
Aachen und lösten die Pferde-Eisenbahn ab.
Am 24.1.1905 wurde die Strecke zum Kohlscheider Markt eingerichtet, lag aber ab 1916 still und wurde 1922 abgebaut. Später kamen die Strecken Richterich-Horbach, Herzogenrath-Merkstein sowie die
Verlängerung nach Aachen hinzu. Die Linien-Nummern wurden bei einer Reform 1933 geändert: So hieß die Strecke von Aachen nach Herzogenrath-Merkstein über Kohlscheid nun „Linie 16“.
Im Jahre 1942 entstand aus REKA und AKG die ASEAG (Aachener Straßenbahn- und Energie-Versorgungs-AG).
Am 23. November 1959 wurden die Linien H, 16 und 16A auf Omnibus-Betrieb umgestellt. Die ASEAG errichtete später in Aachen einen neuen Betriebshof für die Fahrzeuge.
Das hiesige Depot wird seit 1979 als Supermarkt genutzt.
Der Originalplan der "Motorwagenhalle und Werkstätte auf dem Betriebshof in Kohlscheid" im Maßstab 1:100 befindet sich im Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland (Bestand BR 0092 Signatur Nr. 815 DIN A0) [Ausschnitte und Bearbeitung Heinz Maas]
Der Bestand weist noch weitere Pläne zur Aachener Kreinsbahn auf. Unter der Signatur Nr. 814 DINA3 gibt es den „Lageplan des Betriebshofes Kohlscheid“.
Der (etwas gedrehte) Ausschnitt aus dem Gemeindeplan 1953 zeigt deutlich die Größe des Baukomplexes und die Gleise nach der Erweiterung.
Wie kam es zum heutigen Aussehen des Gebäude? Das fragen sich viele Kohlscheider, wenn sie die alte Ansicht mit dem Supermarkt heute vergleichen. Die Bilder zeigen, dass der Um- oder Rückbau der imposanten Torseiten bereits durch die ASEAG erfolgt ist. ES handelt sich um Ausschnitte von im Heimatverein vorhandenen Fotos.
REKA: Rheinische Elektrizitäts- und Kleinbahn-AG (hatte die Berliner Firma Gieldzinski übernommen)
ASEAG: Aachener Straßenbahn und Energieversorgungs-AG (Fusion aus AKG und REKA 1942)
EDEKA: wurde nach schon existierenden Zusammenschlüssen selbstständiger Lebensmittelhändler 1907 in Leipzig mit der damaligen Abkürzug EdK für Einkaufsgenossenschaften deutscher Kolonialwaren- und Lebensmittel-Einzelhändler gegründet. Sie ist 2012 mit 4.500 EDEKA-Kaufleuten die an Genossenschaftsgrundsätzen orientierte größte Einkaufsorganisation des Lebensmitteleinzelhandels in Deutschland mit Sitz in Hamburg. (Quelle: Gabler Wirtschaftslexikon)
Reiner Bimmermann beschreibt 1993 in seiner kleinen Broschüre "Mit der 16 nach Herzogenrath" die Geschichte des Kohlscheider Straßenbahnnetzes.
Das Heft kann im Archiv des Heimatvereins eingesehen werden.
Weitere Informationen zu den Straßenbahnen in Kohlscheid liefert Werner Löffler in seinem lesenswerten Buch "Kohlscheid für Eisenbahnfans. Ein Beitrag zur Verkehrgeschichte" (S. 39-43), auch zum alten Depot.