Das Dritte Reich bei uns

Irgendwann kommt man bei seinen lokalgeschichtlichen Forschungen auf die "braune Zeit". Und auf die damit verbundenen Themen und vor allem Fragen:

  • Wie kann ich für mich, für andere, das Dritte Reich bei uns nachvollziehbar machen?
  • Wie war das eigentlich in meiner Gemeinde mit der NS-Zeit? Wie waren die schweren Jahre vor 1933 mit den Hungerzeiten vom 1. Weltkrieg über Weltwirtschaftskrise, Machtübergabe und Gleichschaltung, mit der Judenverfolgung und dem 2. Weltkrieg bis 1945?
  • Und wie können wir das Handeln einzelner Personen nachvollziehen, verstehen?
  • Wie soll / kann ich das beschreiben? Auf wen oder was muss ggf. Rücksicht nehmen?
  • Welches Wissen habe ich dazu – wenn der Geschichtsunterricht gefühlt vor dem 1. Weltkrieg aufhörte?
  • Und auf welche Informationen kann ich lokalgeschichtlich zugreifen?

Meine Empfehlung für ein Sachbuch lautet:
Jaud, Ralph (1997): Der Landkreis Aachen in der NS-Zeit. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in einem katholischen Grenzgebiet 1929-1944. Diss. RWTH Aachen, Aachen.

Siehe ausführlicher bei mir unter NS-Zeit Kreis Aachen.

Meine Leseempfehlungen

Neben Sachbüchern sind für mich auf persönlichen Erfahrungen basierende Darstellungen sehr wichtig und hilfreich. Dazu gehören die beiden Werke von Sebastian Haffner. In seiner Geschichte eines Deutschen reflektiert er seine Erinnerungen von 1914 – 1933. Aufgeschrieben hat er sie 1939. Ich benötige diese Vorgeschichte, um die Zeit nach 1933 verstehen zu können.

Per Zufall habe ich die Verfilmung von Haffners Erinnerungen gefunden. Sie noch einmal in Originalaufnahmen und Spielszenen nach zu empfinden, ist sehr bedrückend:
Sebastian Haffner Mein Kampf mit Hitler (Video auf Youtube).

 

Seine 1978 erschienenen Anmerkungen zu Hitler erreichten zurecht sehr viele Auflagen. „Das bewusst kurz und allgemeinverständlich gehaltene Werk soll Laien, vor allem Jugendliche, mit den wesentliche Aspekten des Lebens und der Wirkung Adolf Hitlers vertraut machen.“ (Wikipedia).

 

Bereits 1937 - ohne das Wissen um das Ende des Dritten Reiches - schreibt Erika Mann  im amerikanischen Exil ihr School for Barbarians. Sie ist die jüngste Tochter von Thomas Mann. Auf deutsch wird das Buch 1938 unter dem Titel Zehn Millionen Kinder - Die Erziehung im Dritten Reich.
Man beachte das Nachwort der Erika-Mann-Biografin Irmela von der Lühe. Sie weist darauf hin, dass die Aussagen des Buches nur an einigen wenigen Stellen von der späteren Forschung korrigiert werden müssen.

Romane und Erzählungen

Bei Geschichtsdarstellungen geht es in der Regel um den „Blick auf die Herrschenden“. Dabei blicken wir zurück auf die damalige Zeit, aber mit heutigem Wissen.

Aber was hat das für die Handelnden vor Ort bedeutet? Das können wir in gut recherchierter fiktionaler Literatur leichter nachvollziehen.

 

In ihrem Krimi Wer das Schweigen bricht beschreibt  Mechtild Borrmann die Geschichte von sechs jungen Menschen. Sie  geben sich im August 1939 das Versprechen, füreinander da zu sein. An ihrem Leben wird der Alltag dieser in seiner Auswirkung auf die Beziehungen gut deutlich.


Gaby Halfas erzählt in Das Püppchen in seinem Schaukelbett. Die Geschichte ihrer Mutter ab 1930 vor, während und nach dem 2. Weltkrieg im Raum Kohlscheid (Wilsberg, Pannesheide) Aachen – Horbach.


Der autobiografische Roman von Frank Arnau (2021): Die braune Pest. Relevanz damals und heute. Hg. v. Adrian Jesinghaus. Solingen: Klingen-Verlag GmbH.  Er wird als NS- Enthüllungsroman von 1934 besprochen

 

Unsere Straße hat Jan Petersen 1933/34 als Tatsachenroman niedergeschrieben. Er berichtet vom kommunistischen Widerstand in Berlin Charlottenburg. (https://nemesis.marxists.org/pdf/Jan%20Petersen%20-%20Unsere%20Strasse.pdf)

Filme

Dokumentarfilme sind eine weitere Quelle, die uns den Alltag näher bringen können.

Sicherlich sind die diversen Dokumentarreihen bei ARD, ZDF, Phönix usw. spannend und lehrreich. Über die Mediatheken wird man sie finden.

 

Besonders interessant sind für mich sind die Filme einer Edition für die Landeszentrale für politische Bildung NRW (Buch & Regie Johannes Volker Wagner.) NATIONALSOZIALISMUS IM ALLTAG

Die Filme zeigen zwar Bochum, sind aber übertragbar. Bis hin zu den Erfahrungen im Bergbau. Die Links verweisen auf Youtube.


Teil 1: Eine Revierstadt wird braun

Teil 2 - Nationalsozialismus im Alltag

 

Teil 3. Stadt im Krieg - Der Bombenkrieg