Das neue Faltblatt des Heimatvereins Kohlscheid enthält die Kurzfassung meines Textes zu Kohlscheids Geschichte.
Der Ursprung Kohlscheids liegt weit zurück. Funde aus Kohlscheids Urgeschichte lassen vermuten, dass der Ort auf dem Höhenrücken der Wurm schon um 2000 v. Chr. besiedelt war. Da diese steinernen Überreste von verschiedensten Kulturstufen stammen, kann daraus geschlossen werden, dass eine mehrmalige zeitlich aufeinander folgende Besiedlung stattgefunden hat.
Nördlich von Aachen erstreckt sich bereits seit karolingischer Zeit ein ausgedehnter Grundbesitz der lothringischen (= Aachener bzw. rheinischen) Pfalzgrafen. Besitzer dieses Freigutes, das mindestens den Raum der späteren Gemeinden Richterich und Kohlscheid abdeckt, ist Hezelo, ein Sohn des Aachener Pfalzgrafen Hermann. Es ist kein zusammenhängendes Gebiet; es ist vielmehr von kleineren Gütern durchsetzt. Dazu gehört z.B. der Grundbesitz der Herren von Schönau.
Mehrere Gutshöfe und Weiler werden schon im 12. und 13. Jahrhundert auf dem Kohlscheider Gebiet erwähnt: Biesenhecken, Forensberg, Wilsberg, Mühlenbach, Geuchter Hof, Bank, Berensberg, Mevenheide, Rumpen, Ürsfeld, Wilsberg. Das spätere Ortsgebiet bestand immer aus einer Vielzahl von kleinen Weilern und Siedlungspunkten.
Vom 14. - 18. Jahrhundert gehörte das Kohlscheider Gebiet zur Unterherrschaft zur Heyden des Herzogtums Jülich. Dazu gehörten: Richterich, Horbach, Bank, Berensberg und Eygelshoven (als Enklave) mit der Burg Heyden als Mittelpunkt; sie kam 1361 als Pfand an die Grafen von Jülich.
1524 tauchte erstmals schriftlich der Name „Scheit" auf – „op de Scheet“; gemeint war der Bereich der heutigen Südstraße - Markt . Bei zunehmender Bedeutung der Kohle im hiesigen Gebiet wurde dann inoffiziell von Kohlscheid gesprochen. Der Name „Dorff Kohlscheydt“ findet sich auf einer alten Karte von 1680.
Die Franzosen bildeten während ihrer Zeit aus den Orten der Herrschaft Heyden die Gemeinde „Pannesheyd“ mit Kohlscheid, Klinkheide, Pannesheide, Gracht, Kesseles, Rumpen, Berensberg und Hasenwald.
Nach dem Wiener Kongress 1815 wurden diese Dörfer durch die Preußen zur Bürgermeisterei Heyden zusammengelegt. 1849 wurden die Spezialgemeinden Pannesheide und Richterich gebildet. Sie wurden von einem ehrenamtlichen Bürgermeister in Richterich verwaltet, der beigeordneten Bürgermeistern in den beiden Ortsteilen unterstützt wurde.
Wegen des Siedlungs-Schwerpunktes und des Sitzes der Bergbau- und der übrigen Industrie (Nadeln, Zigarren, Gießereien) versuchte man seit 1905, eine Änderung des Gemeinde-Namens in Kohlscheid zu erreichen. Der Regierungs-Präsident gestattete im gleichen Jahr eine Verlegung des Sitzes des Bürgermeisteramtes für die Gemeinde Pannesheide nach Kohlscheid (Weststraße 44).
Zu dieser Zeit begann man ebenfalls mit den Vorarbeiten zum Bau eines eigenen Rathauses. Es wurde in den Jahren 1907/08 in der Kaiserstraße nach Plänen des Aachener Regierungsbaumeisters Schmidt gebaut.
1908 fragte der Gemeinderat beim Minister des Inneren nach, um die Umbenennung von Pannesheide nach Kohlscheid zu erreichen. Der Kaiser stimmte im September des gleichen Jahres zu. So wurde 1908 aus Pannesheide offiziell die Gemeinde Kohlscheid. Der größte und sich am stärksten entwickelnde Ortsteil wurde namensgebend. 25 kleine Dörfer und Wohnplätze verloren dabei ihren bisherigen Namen; sie sind aber bis heute nicht vergessen:
Pannesheide, Schützenheide, Schweiershof, Roland, Spidell, Kessels, Klinkheide, Vorscheid, Rumpen, Dornkaul, Berensberg, Hasenwald, Mittelürsfeld, Pley, Kircheich, Laurweg, Viehweg,
Flammenhäuschen, Gracht, Bank, Kiefekey, Mühlenbach, Forensberg, Neuforensberg, Feld.
(Der große Ortsteil Kämpchen wird erst nach 1920 offiziell erwähnt, obwohl die gleichnamige Grube ab dem 16. Jahrhundert bekannt ist).
Als eigenständige Gemeinde bestand Kohlscheid nur 64 Jahre bis zur kommunalen Neugliederung. 1972 wurde Kohlscheid mit Merkstein Stadtteil der Stadt Herzogenrath.
Seitdem entwickelte sich Kohlscheid immer mehr zu einem Standort der Hochtechnologie mit seinen Technologieparks und Firmen mit internationaler Bedeutung.