Die Bedeutung des EBVs

Um die Bedeutung des EBVs für Kohlscheid und seine Menschen geht es mir als Kohlscheider. An Bergbau Interessierte suchen wahrscheinlich nach anderen Aspekten.

Zum EBV passen diese Aussagen:

  • Der größte Arbeitgeber am Ort – nicht nur für die eigenen Beschäftigten, auch durch Handwerker und Zulieferer.
    Und das In Kohlscheid quasi zweimal, einmal die Hauptverwaltung und zum anderen die Grube Laurweg.
  • Der größte Geldgeber bei Steuern, Spenden, Mitfinanzierung der Infrastruktur von Straßen, Brücken, Wasserleitungen bis hin zu Häusern und Wohnungen.
  • Der größte Immobilienbesitzer über das vom Bergbau genutzte Gelände hinaus.
  • Ein sehr sozialer Arbeitgeber mit für heutige Firmen nicht mehr vorstellbaren Unterstützungsangeboten für Freizeit und Erholung, für den Urlaub, für die betriebliche Fürsorge und einiges mehr.
  • Wichtiger Verhandlungspartner wie Einflussnehmer für das Gemeindeleben.

Um all das ranken sich viele Geschichten. Die alten Kohlscheider erzählen sie, sie haben in irgendeiner Form familiäre Beziehungen zum EBV - durch die Beschäftigung in der Verwaltung oder Untertage in einer der Gruben.


Das war wie der Hauptgewinn im Lotto, wenn ein Handwerker einen dauerhaften Auftrag vom EBV bekam.

 

 

"Terrorismus" der Grube?

1910 kommt es wohl zum Eklat bei den Ersatzwahlen zum Gemeinderat. Aretz zitiert die Gemeindeakten:

Die Bergleute kommen geschlossen zur Wahl. Die Grube übt bei den Wahlen, die Stimmabgabe ist öffentlich, durch ihre Reviersteiger eine Kontrolle aus. Das Zentrum (Bürgerpartei) unterliegt, denn alle neun „Kandidaten des Grubenliberalismus gehen als Sieger hervor”. Das Zentrum wollte eigentlich keine Kraftprobe. Ehe jedoch eine Annäherung erfolgte, stellte der EBV eine eigene Liste auf. Daraufhin setzte sich das „Gewerkschaftszentrum” (christliche Gewerkschaften) durch und schloß mit einer eigenen Liste den EBV aus. Selbst Zentrumsmitglieder und auch Zentrumswähler geben der Grubenliste ihre Stimme. Am Tisch, an dem die Wahlen vorgenommen werden, sitzen ein höherer Grubenbeamter mit seinem Sekretär, am anderen Ende eine Reihe Steiger, die sich fortwährend Notizen machen. Nur wenige, unter ihnen auch Geschäftsleute und Handwerker, obwohl sie von der Grube abhängig sind, stimmen ab, ohne sich um die EBV-Kontrolle zu kümmern. Die Kontrolle bringt den gewünschten Erfolg.
Der Bürgermeister äußert sich am 20.12. zu der vom EBV ausgeübten Kontrolle anläßlich der Ratssitzung: „... daß leider das Gesetz keine Handhabe biete, sonst würde er sowohl den Terrorismus der Grube, wie auch solchen von anderer Seite verhindern”. Weil die Wahl „unmoralisch” war, verläßt ein Ratsmitglied am 20.12. die Sitzung, andere schließen sich an; damit wird die erste Versammlung des Rates beschlußunfähig. Selbst überörtliche Zeitungen beschäftigen sich mit den Vorgängen bei der Wahl.