27.027.2025

Überlegungen zum heimatkundlichen Arbeiten

Wer meint, dass heimatkundliche Artikel „so einfach mal“ geschrieben werden können, irrt gewaltig.

Seit 21.07.2025 veröffentliche ich zur Geschichte des Kohlscheider Marktes: https://www.maasvoll.de/kohlscheid2/markt/. 1. Woche später veröffentliche diese Überlegungen.

 

Ich nehme dieses Thema und meine Erfahrungen damit als Grundlage, um meine Motivation, meine Vorgehensweisen, Umwege und Erfahrungen zu beschreiben. Das steht beispielhaft für andere Themen. Oder für die Gestaltung der Themen auf meiner Homepage maasvoll.de

 

Nach meiner Erfahrung vollzieht sich Recherchieren, Schreiben und Veröffentlichen in einem offenen Prozess. Ergebnisse sind oft nur temporär abgeschlossen. Mit zunehmendem Erkenntnisgewinn werden Informationen anders bewertet, kommen neue Quelle oder neue Fragen auf.

 

Deswegen veröffentliche ich lieber im Internet, da kann ich jeder Zeit korrigieren oder ergänzen.

 

Was genau ist der Anlass, über den Kohlscheider Markt zu informieren?

 

Seit einiger Zeit beschäftigen uns Vorschläge zur Verbesserung der Situation am Kohlscheider Markt. 2023 lief die Vorstudie, jetzt folgten Vorschläge für Maßnahme im Integrierten Handlungskonzept Kohlscheid. Dabei überlegte ich immer:

 

  • Was wissen wir heute über den Markt

  • Wie sah der Markt früher aus?

  • Was bedeutet der Markt für die Menschen, früher wie heute?

  • Was können wir heute aus den verschiedenen Neu- und Umgestaltungen des Marktes lernen?

  • Welche Rolle spielt der Markt als Zentrum?

  • Ist der Markt tatsächlich die Mitte oder nur gefühlt – und von wem?

  • u.ä.

 

Ich dachte: mal doch mal ‘ne Seite zum Markt. Überraschung noch auf der 1. Seite: das geht nicht, das Thema ist zu komplex. Eine Seite bietet zu wenig Platz, inzwischen wurden daraus 5, es könnten noch mehr werden.

 

Wie bin ich vorgegangen?

 

Wie immer, vom Aktuellen zurück in die Vergangenheit. Ausgehend von einem Ideenbrainstorming ging es zuerst um den Stand zum Integrierten Handlungskonzept - inzwischen solo: https://www.maasvoll.de/kohlscheid2/markt/2030-weiterentwicklung/ (Und hoffentlich muss ich den Navigationspunkt irgendwann umbenennen.)

 

Vorhandene Informationen zur Geschichte des Marktes prüfen?

 

Wie zu vielen anderen heimatkundlichen Themen habe ich eine Sammeldatei mit Infos aus Recherchen der einschlägigen heimatkundlichen Veröffentlichungen. Wenn ich etwas Neues finde, kommt es in diese Dateien. Sie fangen an mit „Fundstücke“, in diesem Fall Fundstücke zum Markt.

 

Daneben sammle ich Bilder und Karten bzw. mache daraus Ausschnitte. Bei einem konkreten Projekt – Artikel oder Vortrag - muss ich das finden und in eine nachvollziehbare Ordnung bringen.

 

Das vorhandene sichten, sortieren - Dateien ggf. umbenennen?

 

Bei der Suche rächt sich, dass ich immer noch ohne Datenbank arbeite. Da würde der Klick auf Markt die Ergebnisse unabhängig von ihrem Speicherort bringen.

 

Wenn ich mich daran gehalten habe, finde ich den Begriff „Markt“ über den Dateinamen bzw. im Straßenordner zum Markt. Aber der Markt ist ebenso auf den Fotos der Kirche St. Katharina zu sehen, die ich im Hauptordner Kirchen finde. Und den Köhlerhof finde ich im Hauptordner Bauwerke. Usw.

 

Genauso bei den Karten: Die alte Gemeindekarte ist in einem anderen Ordner als der Katasterurriss usw.

 

Das Problem dürfte klar sein. Ich behelfe mir mit einer „Übersichtsdatei“: in einer Tabelle kommt jeweils links ein Foto oder ein Kartenausschnitt und rechts die Beschreibung mit Jahreszahl.

 

 

Die zeitlichen Fixpunkte der baulichen Veränderungen am als Mindmap (c) Heinz Maas
Die zeitlichen Fixpunkte der baulichen Veränderungen am als Mindmap (c) Heinz Maas

Widersprüchliche Informationen prüfen

 

Es wird schnell klar, dass – nicht nur dieses Mal zum Markt - die Informationen sehr umfangreich vorliegen. Zudem sind teilweise widersprüchlich, vor allem die Datierung der Bilder und Fotos. In einem ersten Schritt überprüft ein Heimatkundekollege im Pfarrarchiv bzw. in dem des Heimatvereins. Letztlich hilfreich ist der Abgleich mit Fixpunkten der Bebauung. So wird klar, dass ein Aufnahmedatum nach 1894 liegen muss, weil erst da ein bestimmtes Gebäude gebaut worden ist.

 

 

Fehlende Informationen identifizieren

 

Beim Schreiben fällt auf, das etwas fehlt, das ich noch besorgen sollte.

 

  • Da wird ein Artikel zitiert, den ich noch nicht kenne – den sollte ich mal prüfen.

  • Mir fehlen noch aktuelle Fotos, also auf zum Markt.

  • Frage doch mal den xy, vielleicht weiß der was dazu?

  • usw.

 

Zufallstreffer mit einbeziehen.

 

Oft, wenn ich mich auf ein Thema konzentriere, hilft der Zufall, drei aktuelle Beispiele bei diesem Thema.

 

  • Ich erhalte einen alten Kohlscheider Gemeindebericht und finde die Benutzungszahlen der Bedürfnisanstalt. Am Tag vorher wurde in der Sondersitzung zum InHK nach einer Markttoilette gefragt- keiner wusste, dass es so etwas schon mal gab.

  • Ich erhalte ein schon länger angefragtes Paket mit Flurplänen von 1826 aus dem Katasteramt – und kann einen Ausschnitt vom Markt machen und gut verwenden.

  • Natürlich ist der Straßenspiegel eine meiner wichtigsten Kohlscheidquellen. Und trotzdem realisiere ich erst jetzt die Qualität der Beschreibung des Marktes nach einem Hinweis von außen.

 

Selber schreiben oder wieder geben bzw. verlinken?

 

Am Beispiel des Straßenspiegels:
die Beschreibung ist so gut, dass mir der Aufwand einer eigenen Fassung zu hoch ist. Also bearbeite ich sie und stelle sie per Download zur Verfügung.

 

Zu den vielen Fotos der Kirche St. Katharina:
mir geht es (noch?) nicht um die Kirche, sondern um die Blicke auf den Markt. Also verlinke ich auf Seiten, die die Geschichte dieser Kirche beschreiben. Blöde nur, dass der Link zur Geschichte auf der Homepage der Pfarrgemeinde Christus unser Friede leer ist. Hoffentlich ändert meine Rückmeldung das. Also bleibt es beim Link auf Erich Hallmans Geschichtsfreunde.de.

 

 

Veröffentlichen und doch wieder ändern?

 

Mein „Markt-Projekt“ ist ein typisches Beispiel, wie sich die Darstellung im Recherche- und Erkenntnisprozess verändern kann.

 

Was zuerst auf einer Seite gelandet war (s.o.), habe ich nach und nach auf mehrere Unterseiten verteilt. Dazu mussten auf der Einstiegsseite immer wieder Änderungen vorgenommen werden.

 

Noch gravierender war die so notwendige Änderung in der Navigation: ursprünglich habe ich die Seite unter dem Hauptpunkt „Heute und damals“ begonnen. Die Entscheidung für Unterseiten machte es notwendig, aus dem ursprünglich unter geordneten „Marktplatz“ die Oberseite „Markt“ zu machen. Bei meinem Homepagebaukasten fehlen mir dazu andere Möglichkeiten, die Navigation zu gliedern.

 

Und ja: auch die bereits veröffentlichten Seiten werden bei Bedarf geändert. Mal fällt neues Material in den Blick, mal wird was umsortiert oder ganz herausgekommen.
Und: externes Feedback führt zu Korrekturen z.B. bei Jahreszahlen oder einzelnen Formulierungen.

 

 

Bearbeitungspausen sind hilfreich

 

Nach dem Schreiben bin ich Text blind. Nur nach einer Pause bin ich in der Lage, den Text „neu zu sehen“ und Fehler oder Ausdruck zu korrigieren.

 

Und: mein heimatkundliches Wissen wächst und ändert sich fortlaufend. Wenn ich nach Monaten oder Jahren Artikel wieder lese bin ich überrascht über meinen alten Erkenntnisstand. Oft weiß ich mehr oder was anderes und formuliere dann neu.

 

 

Neue Erkenntnisse führen zu neuen Fragen

 

Und mit neuen Erkenntnissen ergeben sich oft neue Fragen.

 

  • Ist das wirklich so, wie ich das damals geschrieben habe?

  • Oder muss ich das heute nicht anders formulieren?

  • Habe ich da was übersehen – oder nicht richtig verstanden?

  • Brauche ich noch ein Fotos mit einer anderen Perspektive, aus einer anderen Zeit.

 

Das muss ich noch nach recherchieren.

 

Während der Recherchen gibt es Hinweise auf unbekannte Quellen. Und während des Schreibens kommen neue Fragen und Gestaltungsideen. Dafür führe ich Merklisten für eine ergänzende Recherche in Archiven und Bibliotheken oder im Internet.

 

 

Als Zugezogener brauche ich die Kontrolle im Austausch

 

Bis zu einem bestimmten Punkt fühle ich mich in Recherche und Darstellung als Zugezogener sicher. An anderen Stelle suche ich Bestätigung oder Korrektur bei den hier Geborenen.

 

Wenn sich, wie hier beim Thema „Markt“, Einheimische finden, die kommentieren und korrigieren, bereichert und verbessert das die Ergebnisse. Leider gibt es zu wenige, auch im Heimatverein, die dazu Lust haben und bereit oder in der Lage sind.

 

Quellenhinweise für die, die noch nicht genug haben.

 

Nach Möglichkeit gebe ich Hinweise auf Quellen zum Weiterlesen.

 

Oder gebe Hinweise über meine Erfahrungen unter „Heimatkunde“. So werden bei den Überlegungen in diesem Text Themen angesprochen, über die ich bereits geschrieben habe unter „Heimatkunde“

 

Das ist eine berufliche Angewohnheit: ich werde zu einer Methode, einer Fertigkeit gefragt und beschreibe sie so, das auch andere das wahrnehmen können. Oder ich halte es für mich zur Erinnerung fest, wohl wissend, dass mich dazu Fragen erreichen werden, z.B. zum Umgang mit dem PC oder mit digitalen Karten. Die Seitenzugriffe in der Googel Statistik bestätigen das.