Der Blick auf das Gebäude des ehemaligen Centralbureaus der Vereinigungsgesellschaft wird nicht nur durch die Vegetation verdeckt. Deshalb wird hier über das Gebäude aufgeklärt.
Über das Gebäude der EBV-Verwaltung in Kohlscheid kann man zwar viel lesen; vgl. unten die Quellen. Die Quellenlage zu diesem Gebäude ist jedoch widersprüchlich:
Mich fasziniert dieser oft übersehene alte Ziegelbau an der Bahnstraße. Bei der Vorbereitung meines Bergbaurundgangs wurde mir klar, dass Ursprung und Funktion dieses Gebäudes mehrheitlich unbekannt sind.
Die „Vereinigungsgesellschaft, anonyme Gesellschaft für Steinkohlenbau im Wurmrevier,“ wurde als Gegenpol zum mächtigen EBV 1836 gegründet. Sie kontrollierte den größten Teil des Abbaus der
Steinkohlenvorkommen im Bereich der Wurm. Zunächst hatte sie ihren Verwaltungssitz in Aachen. Später befand sich das „Zentralbüro“ in Vorscheid an der Straßenecke Forstheider/Kamper Straße. Im
Jahre 1870 bezog die Administration der Vereinigungsgesellschaft ihr „Centralbureau“ in Kohlscheid an der Straßenecke Roermonder / Bahn Straße.
Seit 1910 bildet der vergleichsweise schlichte Ziegelbau des Centralbureaus an der Straßenecke Roermonder Straße (damals: Provinzial-Landstraße Aachen-Herzogenrath) und Bahnstraße den Westflügel
des heutigen EBV-Hauptgebäudes.
Mit diesem Standort hatte man sich gegen eine innerörtliche Lage oder eine direkte Anbindung an einen Grubenstandort entschieden, sondern vielmehr eine Situation von hoher Verkehrsgunst gewählt.
Die 1850 bis 1853 entstandene Eisenbahnlinie von Aachen nach Düsseldorf (über Herzogenrath) mit dem Bahnhof in Kohlscheid am Endpunkt der Bahnstraße sowie die Landstraße nach Aachen versprachen
optimale Erreichbarkeit der neuen Hauptverwaltung für auswärtige Geschäftspartner und Mitglieder von Unternehmensgremien. (Buschmann)
Die Mauerabgrenzung zur Bahnstraße scheint erst später dazu gekommen zu sein.
Ebbert beschreibt den Gebäudekomplex so:
Der ältere westliche Flügel war ein zweigeschossiges Backsteingebäude mit flachem Satteldach und der Traufseite zur Bahnstraße mit 12 Fensterachsen. Zur Roermonder Straße ist der Mitteleingang in der fünfachsigen Stirnseite sowie ein zweigeschossiger Anbau, der als Pförtnerraum diente. Der nach Süden angrenzende, etwa 17 Meter lange Flügel mit acht Fensterachsen, stammt ebenfalls aus dem Jahre 1870, worauf die vergleichbar schlankeren Fensterrahmen hinweisen. Der Westflügel, in dessen Obergeschoss stets die Direktorenbüros und Besprechungszimmer waren, ist mehrfach umgebaut und modernisiert worden, so ausweislich der Baupläne aus den Jahren 1926 und 1938. Das an der Parkseite liegende Zimmer neben dem großen Besprechungsraum war immer dem Generaldirektor bzw. dem Vorstandsvorsitzenden vorbehalten. Im Zuge der Umbauarbeiten erhielt die Nordfassade vertikal durchgängig verlaufende Treppenhausfenster. Im Inneren des Gebäudes wurde außerdem die alte Eichenholztreppe, die die oberen Geschosse erschloss, durch eine massive Treppe aus Granitstein ersetzt, der eine großzügig angelegte Treppenhaushalle vorgelagert wurde. Die Fassade zur Roermonder Straße erhielt seine heute noch vorhandene Gestaltung.
Buschmann zählt nur 11 Fensterachsen. Er ergänzt:
Der vorgelagerte Anbau rechts vom Giebel an der Roermonder Straße wurde vermutlich beim Umbau von 1938 reduziert, während der 8-achsige Südflügel an der anderen Seite in die Ereiterung von 1910/11 einbezogen wurde. Aus dem Umbau von 1938 stammt auch die jetzige Fassadenfassung zur Roermonder Straße und die vertikalen Treppenhausfenster an der Bahnstraße.
Dieser Ausschnitt aus einer Postkarte von 1903 zeigt 12 Fensterachsen mit einem Mittelgiebel, den es nur auf dieser Ansicht gibt.
Der Vorplatz wirkt sehr repäsentativ.
Die Zeichnung von nach 1910 wird als Abbildung in Gierlichs Artikel 1941 verwendet.
Die Darstellung wirft mehr Fragen auf als sie klärt.
Was heute von vorne wie ein Flachdach aussieht, zeigt Googel Earth Ende 2019 als sehr flaches Walmdach.Buschmann schreibt von einem "flachen Satteldach".
Der Blick auf das Gebäude wird heute (2021) durch Vegetation und Mauer zur Bahnstraße eingeschränkt.
Wie zählen sich die Fensterachsen? Ebbert zählt 12, Buschmann hingegen 11.