Überraschungen kann man über wieder erleben auf Flächen, unter denen der Bergbau umgeht. Diese schöne Formulierung erinnert eher an das Wirken von Berggeistern als an handfeste Probleme. Sie stammt aus dem Baugesetzbuch §5 Inhalt des Flächennutzungsplan. Aber was hier passieren kann, ist unter Bergschaden dokumentiert.
1982 mussten wir zum Bau unseres Hauses Bergbauunbedenklichkeitsbescheinigungen bei bringen. Heute wird eine doppelte Vorsorge betrieben: auf der Grundlage der „Positivliste“ werden Grundstückseigentümer über evt. Probleme mit alten Bergbau informiert. Zudem ist das schon länger bei der Aufstellung von Bauplänen Thema.
In der Positivliste wird für Herzogenrath aufgeführt:
Seit rund 900 Jahren wurde auf dem Gebiet der heutigen Stadt Herzogenrath Steinkohle abgebaut. Insgesamt rund 630 Tagesöffnungen soll es hier gegeben haben.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde oberflächennah, das heißt bis in etwa 40 m Tiefe und möglichst oberhalb des Grundwasserspiegels, geteuft. Die so entstandenen Schächte und Stollen wurden in
vorindustrieller Zeit in der Regel mit lockerem Bodenmaterial verfüllt.
Um das Kostenrisiko bei der Sanierung der Altlastenflächen zu minimieren und Aufschluss darüber zu erhalten, wo der Baugrund stabil ist, wurde ein Ingenieurbüro damit beauftragt, eine
„Positivkarte“ für das Altbergbaugebiet der Stadt Herzogenrath zu erstellen. Dazu wurden im Zeitraum 2009 bis 2011 alle verfügbaren Unterlagen sowohl zu den geologischen als auch zu den
bergbaulichen Verhältnissen ausgewertet und schließlich auf Basis eines modernen EDV-Geo-Informationssystems (GIS) kartografisch dargestellt. Bewertungskriterien und Vorgehensweise sind mit der
zuständigen Bergbaubehörde bei der Bezirksregierung Arnsberg abgestimmt
Im Serviceportal der Stadt Herzogenrath erfahren Grundstücksbesitzer, wie sie sich informieren können. Das Thema ist nicht nur beim Bauen wichtig. Bei der Bohrung für die neue Erd-Luft-Wärmepumpe will ja niemand einen alten Schacht treffen.
Bei neuen Bebauungsplänen muss die vorhandene Bergbausituation geklärt werden, für die Stadt mit großen Kosten verbunden. So heißt es im Zusammenhang mit dem Baugebiet Dornkaul:
Unsummen hat die Sanierung von Altlastenflächen bisher verschlungen. So waren etwa alleine die Untersuchung und Sanierung des neuen Gewerbegebiets Dornkaul mit umgerechnet rund 3,25 Millionen
Euro zu Buche geschlagen ... Sieben Schächte á 1000 laufende Meter Stollen und Strecken - mussten hier verfüllt werden, nur zwei fielen in die Zuständigkeit des EBV.
Nicht nur Grundstückseigentümer und Bauherren, auch Bergbauinteressierte finden in den Bebauungsplänen spannende Informationen zum alten Bergbau unter dem Stichwort Flächen, unter
denen der Bergbau umgeht [die Formulierung stammt aus dem Baugesetzbuch §5 Inhalt des Flächennutzungsplan Flächen, unter denen der Bergbau umgeht oder die für den Abbau von Mineralien
bestimmt sind].
Vorweg: Bebauungspläne der Stadt Herzogenrath findest Du im Ratsinformationssystem der Stadt.
Bleiben wir exemplarisch beim Baugebiet Dornkaul, dem "Bebauungsplan II/65 B "Kämpchenstraße - Teil B". Er führt Stellungsnahmen der Bezirkungsgregierung Arnsberg und des EBVs
auf.
Es gibt zwei Anlagen zu Bergbauuntersuchungen. Anlage 15 berichtet ausführlich, wie die Untersuchungen vorgenommen wurden. Anlage 16 illustriert dies mit den entsprechenden Plänen.
Ein weiteres Beispiel als Anregung für eigene Prüfungen. Für das große Bauprojekt am Casino wurde der Bebauungsplan II-12 "Kircheich-Casino" geändert. In ihm werden u.a. in Punkt
7 Bergbauliche Belange beschrieben. Dabei werden u.a. 6 Tagesöffnungen des Bergbaus beschrieben.
Und zum Bebauungsplan II/22 "Ehemaliges Hallenbad/Zellerstraße" führt die Anlage 9 sehr interessante "Untersuchung der Auswirkungen durch den Bergbau" aus.
So werden Bebauungspläne zu heimatkundlichen Fundgruben.