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Ein Streit um das Apostroph?

 

Mit der Bezeichnung Op d’r Scheet wurde der Apostroph in Kohlscheids alten Ortsnamen eingeführt.
Seitdem scheint dies die korrekte Schreibweise zu sein.
Oder doch nicht?

Laut Kohlscheider Plattkennern war früher die korrekte Bezeichnung für die alte Stadtmitte op dr scheet. Für Zugezogene mag diese Schreibweise ungewöhnlich sein. Die Beschreibung zum Dreieck von Erich Hallmann zeigt den Umgang mit bzw. dem Fehlen des Apostrophs:


Der Dreieck in Kohlscheid - Dr Dreijeck (gesprochen: Dreij_eck)
Im Sprachgebrauch (Scheeter Platt) besteht der Orientierungsname „Dreieck“, dr Dreijeck weiterhin bis heute.

Um ein Ziel am Dreieck näher zu bezeichnen gibt es die Einteilungen:
näver dr Dreijeck, an dr Dreijeck, hänger dr Dreijeck, vör dr Dreijeck, dr Dreijeck


Wahrscheinlich war dieser Sprachgebrauch nicht mehr bekannt, als der Stadtrat den Namenswettbewerb für die neue Markttangente entschied und sich für die Schreibweise mit dem Apostroph entschied. Macht sich im Personalausweis oder auf Briefen vielleicht besser?

 

Werbung für 500 Jahre - leider mit Apostroph    (c) Heinz Maas
Werbung für 500 Jahre - leider mit Apostroph (c) Heinz Maas

Eine sprachbezogene Stellungnahme

Günter Breuer, 1. Vorsitzender der Geschichtswerkstatt Würselen, ist ein ausgewiesener Experte für unser Thema. Von ihm stammt das für uns wichtige Grundlagenwerk Die Siedlungsnamen der Stadt Herzogenrath - Ein Beitrag zur Namenkunde. Danach sind schriftlich überliefert Schreibweisen wie durch den rein an den Scheit oder Haus und Hof auf dem Scheit.

Die Frage nach dem Apostroph beantwortet er so:

 

Die graphische Darstellung der dialektalen Stellen- und Straßenbezeichnung als Op d’r Scheet ist hinsichtlich des Artikels phonetisch ungenau und auch falsch.

 

Neuzeitlich dialektal ist die Ortsbezeichnung: Op der/d’r Scheed. Hier scheint der Artikel „der“ kontrahiert. Die vermeintliche Kontraktion stellt man mit „d’r“ oder „dr“ dar. In Wirklichkeit ist jedoch das „e“ in abgeschwächter Form vorhanden und auch hörbar! Es handelt sich hier um eine für die Dialekte des Rheinlandes typische Lauterscheinung; so genannter Murmelvokal, schwaches „e“. –

Da dies allerdings weitgehend unverständlich bleibt sollte man durchaus korrekt „der“ verwenden. Als Kompromiss ggf. noch „dr“. Falsch ist auf jeden Fall aus sprachhistorischer Sicht „d’r“; denn man zeigt damit an, dass „e“ hier direkt ausgefallen wäre. Jedoch als der beschriebene „Murmelvokale“ ist das schwache „e“ noch da!

Im Kerkrader Platt mit Apostroph

Kein bedeutendes Thema? Such mal im Internet nach „mundart und apostroph“. Bei Google ungefähr 5.140 Ergebnisse.

So finden wir, dass die Nachbarn in Kerkrade den Apostroph doch nutzen. Das Kerkrader Platt (Kirchröadsjer Plat) ist eine Variante des Ripuarischen, die in Kerkrade und Herzogenrath gesprochen wird. (Quelle: Wikipedia)

Für das Kirchröadsjer dieksiejoneer gibt es sogar eine Wortliste für die Prüfung in Word.

Oder diese Wortliste als Übersicht.