Heute ist nicht einmal mehr klar, wo die Heimat eigentlich liegt. Sie kann ein ganzes Land sein, aber auch eine Gegend oder ein kleines Dörfchen, das schon mit dem Nachbardörfchen in Feindschaft lebt. Und obwohl Großstädter mit ihrem direkten Nachbarn oft nicht mehr als die gemeinsame Adresse verbindet, empfinden viele von ihnen doch ihren Straßenzug als Heimat.
Die Zugänge zum Wohnort unterscheiden sich. Als Kind entdecke ich (m)einen Ort ganz anders als älterer Mensch, der irgendwann zuzieht.
Was bedeutet das für mein Zugehörigkeits-, mein Heimatgefühl? Und für meine Zugänge zur Heimatgeschichte?
Als Kind nehme ich die Freunden und Leiden meines Heimatorts quasi mit der Muttermilch auf. Es sammeln sich vorbewusste Eindrücke. In der Familie werden Geschichten erzählt. Später - im Kindergarten, in der Schule - begegnen wir anderen Menschen, Kindern, ihren Familien usw. Und in den 50ziger Jahren - mehr als heute -, werden spielerisch immer größere Kreise ums Zuhause gezogen. Der Nahbereich, der Ort wird immer mehr erkundet.
Heutige Kindheit spielt sich eher "in den eigenen vier Wänden" ab.
Trotz alledem: nach Umzügen verändern sich solche Möglichkeiten, werden weniger.
Als Zugezogener fallen mir immer wieder diese Fragen ein - auch nach jetzt 40 Jahren in Kohlscheid:
Einheimische werden immer einen Vorsprung behalten, den Zugezogene nur schwer aufholen können:
Bei solchen Gesprächen komme ich las Zugezogener nicht mehr so richtig mit oder fühle mich gar ausgeschlossen.
Weißt Du noch, in dem Geschäft (gibt es heute nicht mehr) haben wir immer eingekauft?
Ja, und daneben haben die xys gewohnt, die machten immer ...
Oder:
Dann gingen wir nach Vorscheid (wo genau ist das?)
Und das Kreuz (?) da, das gehörte immer zu Kämpchen!
Dann haben die da in der Südstraße (?), wo mal ein Bergbauunfall (?) war, einen Gedenkstein aufgestellt.
Dat schlooch mich en dr Laach. (oder .... viel ähnliches)
Deswegen hat mein Einstieg zu Kohlscheid schon immer die Überschrift: