Auf der Suche nach der Bedeutung des Siedlungsnamens Kohlscheid stieß ich zuerst auf dieses Standardwerk:
Breuer, Günter: Die Siedlungsnamen der Stadt Herzogenrath. Ein Beitrag zur Namenkunde. Aachen, 2000 Shaker-Verlag
Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
Heute kann man diese Untersuchungen ergänzen. Für den Namen Kaulscheid finde ich keinen Beleg. Durch die Angaben der Staedtlerkarte wird das Dorff Kohlscheydt bereits 1650 erwähnt. Dadurch muss man den letzten Absatz seiner Ableitung überdenken.
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1524 |
den rein an den Scheit |
(AAV 9, 1896, S. 6) |
1569 |
Scheidt |
(Fries-Karte) |
1701 |
auf dem Scheid |
(Tille/Krudewig II, S. 328, Nr.22) |
1720 |
Scheid |
(Homann-Karte) |
1749 |
Kaulscheid |
(Pfarrbücher von Laurensberg-Richterich. Nach: Sistemich, F.: Orts-, Flur- und Wegbezeichnungen in Kohlscheid. In: Heimatblätter des Landkreises Aachen 6, 1936, H. 4, S. 118) |
1781 |
Scheid |
(AAV 20, 1907, S. 125) |
1805/07 |
Kohlscheid |
(Tranchot/v. Müffling-Karte) |
1841/58 |
Kohlscheid |
(Topographische Karte von Rheinland und Westfalen) |
1850 |
Kohlscheid |
(Ortschafts-Verzeichnis der im Reg.-Bez. Aachen gelegenen Hypotheken-Aemter S. 13) |
Im Jahre 1524 findet Kohlscheid (Scheid), damals in der jülichschen Unterherrschaft Heiden gelegen, in einer Grenzbeschreibung erste Erwähnung. - In kirchlicher Organisation war der Ort zunächst
Richterich zugeteilt. - Nachdem die Herrschaft Heiden in französischer Zeit aufgelöst worden war, entstand aus verschiedenen Wohnplätzen die Landbürgermeisterei Pannesheide, die im Jahre 1908
nach dem mittlerweile bedeutendsten Ortsteil in „Gemeinde Kohlscheid" umbenannt wurde.
Bei den vorgebrachten Deutungen dürfte wohl die von J.J. Michel aufgestellte Vermutung, daß hier ein ursprünglicher -heide-Name vorliege, nicht nur wegen des kaum zu erklärenden -s-Einschubes
(mit einer hypothetischen Fortentwicklung) sondern insbesondere wegen des Fehlens eines Beleges in der Art von Kohl-Heide o.a. auszuschließen sein. Als Simplexform wie auch als Grundwort ist
Scheid (mhd. Schied) ein im deutschen Westen gut verbreitetes Element. Es handelt sich um einen Ortsnamen-Alttyp, der vor allen Dingen in der jüngeren Rodungszeit Verwendung fand.
Die ursprüngliche Bedeutung des Namenwortes Scheid ist noch nicht völlig geklärt. Als bewaldete (oder ehemals bewaldete) Erhöhung zwischen zwei Tälern kann Scheid ein reiner Geländenamen sein.
Als ein „durch Rodung aus dem Waldland der Allmende ausgeschiedenes Gebiet" kann es seinen Ausgangspunkt in einem Rechtsterminus haben. Als s-lose Form zu kelt. *kaiton „Wald" (vgl. erbverwandtes
nhd. Heide) kann eine Bewuchsbezeichnung vorliegen. - Es wurde zudem beobachtet, daß Scheid auch eine Art Grenzbezeichnung ausmachen kann.
Unser Ortsname Scheid/Kohlscheid ließe sich hier mehrfach einordnen: So liegt Kohlscheid an und auf einer (wohl ehemals bewaldeten) Höhe. Grenzlage besteht zur Wurm hin. Der Erstbeleg rein an den
Scheit (a. 1524) unterstreicht mit rein „Grasstreifen zwischen zwei Äckern" eindrucksvoll die Grenzsituation der Ortslage.
Erst spät, im 18. Jahrhundert, kommt das Bestimmungsglied Kaul-, Kohl- auf. Möglich ist, daß eine Differenzierung und deutlichere Abgrenzung zum nahe gelegenen Ortsteil Vorscheid notwendig
schien. - Ob das Bestimmungswort nach dem Einzelbeleg Kaulscheid ursprünglich eine Kauhle, Kuhle „flache Grube von geringer Tiefe, Vertiefung im Boden" war, oder ob eine Benennung direkt nach den
hier am Wurmtalhang zu Tage tretenden Steinkohleflözen erfolgte, wird wohl kaum endgültig zu klären sein. Auf jeden Fall deuten sowohl Kaulen (dies wären hier gewiß die sogenannten Pingen) als
auch die mögliche direkte Andeutung des hier zu gewinnenden Bodenschatzes, Kohl(e)-, auf die alte und besonders intensive Bergbautätigkeit in Kohlscheid hin.