Immer wieder tauchen in heimatkundlichen Ausarbeitungen die Jugenderinnerungen des Lambert Schroif auf. 1853 geboren, schrieb er 70jährig auf, wie er Kohlscheid früher erlebt hat. D.h., er überblickt dabei die Zeit von vor 1900 bis nach 1908, der Umbenennung.
(Seine Schilderung kann man nur nachzuvollziehen, wenn man sich die heutige, geschlossene Bebauung weg denkt.)
Wenn ich mir das Kohlscheid vor 50 bis 60 Jahren (also ca. 1885) in bautechnischer Weise vorstelle, so kommt es mir fast unglaublich vor, dass unsere Ortschaft sich in dieser kurzen Zeit so glänzend entwickelt hat. Kohlscheid macht jetzt den Eindruck einer kleinen wohlhabenden Stadt, während es damals noch ein kleines, unansehnliches und verkrüppeltes Bauerndorf war.
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Ejen Scheedheck hieß der untere Teil der Nordstraße wohl nur deshalb, weil zu beiden Seiten der Straße sich noch kein einziges Haus befand, und sie deshalb den Namen Straße nicht beanspruchen konnte, wie denn überhaupt die zu Kohlscheid gehörigen Ortschaften ganz von Kohlscheid abgetrennt lagen, weil die Verbindungsstraßen, welche dieselben jetzt mit Kohlscheid verbinden, gänzlich fehlten. Kohlscheid war damals gegen jetzt gerechnet so unbedeutsam, dass, wenn man auf der Höhe der Zeche Kämpchen stand und seinen Blick in der Richtung nach Pannesheide schweifen ließ, man außer einigen Häusern von Vorscheid nur den Kirchturm und einige Dächer Kohlscheids mit ihrem Kornährenschmuck sah, die Zeche Laurweg und einige Häuser der Roemonder Straße, auch einige alte vergangene Schächte und verfallene Schachtgebäude, kein einziges Haus bis zum Gute Neufohrensberg bei Pannesheide, welch letzteres dann bei heiterem Wetter einen angenehmen Hintergrund bildete.
Quelle: Gasten, Josepf; Franken, Karl (1989): St. Katharina Kohlscheid. 1904-1945. Herzogenrath